Im Gespräch mit Arvid Donert, Leiter des neuen Stuttgarter Sportbades
EIN TRAUM, DER WAHR GEWORDEN IST
Arvid Donert, der Leiter des neuen Sportbades NeckarPark, im Gespräch mit der Leistungssport Schwimmen BW gGmbH
Von Ingo Weiß
STUTTGART – Wer Arvid Donert beobachtet, wenn er geschäftig durch das neue Sportbad NeckarPark eilt/wuselt, dem fällt eines sofort ins Auge: der Mann hat stets gute Laune. Und stets ein freundliches Lächeln auf den Lippen. Egal, ob er mit seinen Mitarbeitern spricht, sich mit Trainern und Athleten unterhält – oder mit Handwerkern diskutiert. „Ja“, sagt der Stuttgarter Schwimmbad-Leiter lachend, „der Eindruck stimmt. Die Begeisterung für das Sportbad sieht man mir wohl an.“ Ergänzend fügt er hinzu: „Ich denke, dass neben dem beruflichen auch das private Glück eine ganz wesentliche Rolle spielt.“
Ganz bestimmt. Seit Anfang Januar spielt Marlene die Hauptrolle im Leben des 44-Jährigen. Da kam seine erste Tochter zur Welt, vergrößerte die bisher dreiköpfige Familie um ein viertes Mitglied – und verdoppelte in Anlehnung an Albert Schweitzer („Glück ist das einzige, das sich verdoppelt, wenn man es teilt.“) sein eigenes Glück.
Seit April 2022 ist Donert der neue Leiter vom Sportbad NeckarPark in Bad Cannstatt. „Das Sportbad ist ein Traum, der wahr geworden ist“, sagt Donert, „ein lang gehegter Wunsch und ein Ziel, dass endlich erreicht wurde. Nicht nur für mich.“ Das Bad biete unglaublich vielfältige Möglichkeiten und sei nicht nur ein ´Schwimmbad´. „Ich bin durchweg begeistert von dem Bad und den Möglichkeiten, welche es uns bietet. Allein die Themen Barrierefreiheit, Ökologie, Ökonomie und Veranstaltungsmöglichkeiten könnten Seiten füllen.“ Und: „Jeder, der sich mit der Materie Stuttgarter Schwimmsport befasst hat oder noch befasst, weiß, woher wir gekommen sind“, sagt Donert im Gespräch mit der Gesellschaft „Leistungssport Schwimmen Baden-Württemberg“.
Provisorium Traglufthalle hat ein Ende
Wohl wahr! 20 Jahre lang hat der gebürtige Görlitzer und gelernte Meister für Bäderbetriebe miterleben müssen, wie der Stuttgarter Schwimmsport mit der Interimslösung „Inselbad“ arbeiten und leben musste. Welche Leistungen alljährlich ganz besonders im Winter erbracht werden mussten und wie sein Team „Traglufthalle“ und er das „Zelt“ am provisorischen Leben erhalten haben. 2002 hatte Donert die Leitung vom Inselbad Untertürkheim einschließlich Traglufthalle sowie vom Leo-Vetter-Bad übernommen. Nach einer Neustrukturierung oblag ihm später die Leitung des Hallenbades Untertürkheim sowie des Inselbades.
Mit der Übernahme des Sportbades NeckarPark hat er ein neues berufliches Kapitel aufgeschlagen. „Auf das neue Bad konnte ich mich zeitig freuen, da ich von Anfang an mit involviert war. Den ganzen Planungs- und Entstehungsprozess zu begleiten und es jetzt betrieblich aufzubauen ist nicht nur eine faszinierende Tätigkeit, sondern geschieht im Berufsleben auch nicht so oft.“ Stimmt. Seit 1976 und dem Hallenbad Sonnenberg ist es das erste Bad, das in Stuttgart neu gebaut worden ist.
Vor der offiziellen Einweihung des Sportbades im Juni 2022 „durfte“ er denn auch „sein“ Bad quasi inoffiziell einweihen – bei 18 Grad Wassertemperatur. „In der Vorbereitungsphase waren mehrfache Tests und Kontrollen der Becken nötig. Da habe ich dann das Hobby mit dem Beruf verbunden“, erzählt er schmunzelnd. Zusammen mit seinem Techniker Pasquale, der ebenfalls ein passionierter Spitzenschwimmer ist. „Da sind dann gleich Zwei an der Basis, die mit Schwimmsport etwas anfangen können und die den Blick dafür haben“, sagt Donert, der regelmäßig, mindestens einmal die Woche, beim MTV Stuttgart schwimmt. „Zeitlich schaffe ich derzeit nicht mehr, bei meinem Arbeitspensum ist das leider nicht möglich.“ Vor ein paar Jahren stieg er noch zweimal die Woche ins Wasser, Pensum fünf Kilometer, und fand Gefallen am 24-Stunden-Schwimmen vom SBS Stuttgart, wo er zehn Kilometer für den guten Zweck abspulte. „Ich sollte wieder öfters schwimmen…“, sinniert Donert kurz.
Und wie gefällt ihm als Schwimmer das neue Sportbad? Donert, für den der Beruf auch Berufung ist: „Das Sportbad hat eine sehr gute Ausstattung und bietet den Sportlern und Veranstaltern endlich die lang ersehnten Möglichkeiten. Wie schon erwähnt, wissen wir, woher wir gekommen sind. Nun schätzen wir, was wir haben.“ Auch der Deutsche Schwimmverband (DSV) weiß es zu schätzen und hat das Sportbad als „wettkampfgerechte Schwimmsportstätte in der Kategorie B“ (hohe Anforderungen) zertifiziert. Das bedeutet: Im Sportbad können nationale amtliche Wettkämpfe des DSV und seiner Landesverbände durchgeführt werden. Im Schwimmen, im Wasserball und im Synchronschwimmen.
Die Schwimmsportbegeisterten haben ein Zuhause gefunden
Lob gibt es außerdem von den Leistungssportlern und aus der Öffentlichkeit, die viermal in der Woche das Bad „sportlich“ nutzen kann. „Ich bin immer wieder persönlich fasziniert von dem fast andächtigen Verhalten unserer Nutzer und Gäste“, sagt Donert. „Nach wie vor sind sie begeistert vom Sportbad, der Architektur und den Möglichkeiten, die das Bad bietet.“ Endlich, kann man mit Fug und Recht behaupten, haben die Schwimmsportbegeisterten in Stuttgart ein Zuhause gefunden. Donert: „Wir von den Stuttgarter Bädern haben den Namen Sportbad zum Programm gemacht.“ Die Kritik hält sich im Gegenzug in Grenzen. Und wenn, dann nehmen Donert und sein Team die konstruktiven Verbesserungsvorschläge gerne an und setzen diese, soweit möglich, zeitnah um. Das gilt beispielsweise für die Beschallungsanlage oder die Ausschilderung. Donerts Arbeitsmotto: „Es ist so wie bei einer Oper. Die Vorstellung kann genossen werden, hinter den Kulissen sorgen wir mit Hochdruck und Herzblut dafür.“
„Hinter den Kulissen“ gewährleisten derzeit 13 Mitarbeiter in zwei Schichten den Betrieb von Montag bis Sonntag. Nachts wird die Halle von einer externen Reinigungsfirma gereinigt. Donert selbst scheint zu jeder Tages- und Nachtzeit im Bad ansprechbar zu sein. „Da ich auch an der Basis bin und gerne den Kontakt zu unseren Nutzern halte erscheint es manchmal, dass ich fast immer da bin“, sagt er. Tatsächlich beginnt sein Arbeitstag meist um 6.30 Uhr morgens und endet üblicherweise nicht vor 17.15 Uhr. An den Wochenenden schaut er zudem bei größeren Schwimmwettkämpfen zu, wo mittlerweile gerne mal bis zu 700 Teilnehmer aufschlagen. „Die Wasserballer musste ich da bislang noch vertrösten. Die sportliche Leistung hat da aber meistens gestimmt, so dass sie gut ohne mich zurechtkamen“, sagt Donert.
Schwimmbäder sind Bildungsstätten
Doch mit diesem Arbeitspensum nicht genug für Donert. Im Juni 2022 hat er den DLRG Lehrgang „Ausbilder Rettungsschwimmen“ erfolgreich abgeschlossen. Somit sind die Stuttgart Bäder demnächst in der Lage, Rettungsschwimmer auszubilden. Ferner soll ein Ausbildungszentrum „Fachangestellte für Bäderbetriebe“ installiert und das Sportbad eine zuverlässige Einrichtung für den Dienstsport der Feuerwehr-Taucher sowie der Polizei werden. Dem Hobby-Gärtner Donert ist es ein Anliegen, die öffentliche Wahrnehmung der Schwimmbäder weiter zu stärken, denn: „Schwimmbäder sind auch Bildungsstätten“, sagt er. Darüber hinaus liegt ihm das Thema „Energieeffizientes Bauen“ am Herzen. Donert: „Energieeffizienz ist eine Kernfrage für die Zukunft der modernen Baukultur.“ Nicht nur im Schwimmbad-Bau.
Sonst noch Wünsche für die Zukunft? „Spannende Schwimmwettkämpfe“, sagt Donert, „und die Ausrichtung der Junioren-Europameisterschaft im Wasserball.“ Auch dieser Traum könnte wahr werden. Vielleicht schneller als gedacht, jetzt, mit dem neuen Sportbad.
Wie sagt Arvid Donert: „Es gibt ja nichts Gutes, außer man tut es und ist davon auch überzeugt.“